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Bereich Geistes- und Gesellschaftswissenschaften
Dr. Kirsten Schmidt
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Prof. Dr. Bernd Faulenbach
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Podiumsdiskussion im Nordbahnhof

19. August 2022

Große Resonanz auf Einladung

Lehrer*innen und andere Interessierte waren am Donnerstag, den 18. August 2022, herzlich eingeladen, von 19:00 bis 21:00 Uhr an der Podiumsdiskussion „Das Verschwinden der Zeitzeugen und die Folgen für die Gedenk- und Erinnerungskultur“ teilzunehmen. Die Podiumsdiskussion war eine Veranstaltung der Initiative Nordbahnhof e.V. in Kooperation mit dem Alfried Krupp-Schülerlabor der Wissenschaften.

Die Einladung zur Podiumsdiskussion „Das Verschwinden der Zeitzeugen und die Folgen für die Gedenk- und Erinnerungskultur“, eine Veranstaltung der Initiative Nordbahnhof e.V. in Kooperation mit dem Schülerlabor, hat am Donnerstagabend großen Anklang gefunden. Der Veranstaltungsraum im Nordbahnhof war voll besetzt. Prof. Dr. Bernd Faulenbach, Vorsitzender der Initiative Nordbahnhof e.V., und Dr. Ingrid Wölk, ehemalige Leiterin des Bochumer Stadtarchivs/Zentrum für Stadtgeschichte, heute im Vorstand der Initiative Nordbahnhof e.V. tätig, begrüßten alle Besucher*innen ganz herzlich. Zum Auftakt der Podiumsdiskussion wurde der Film „In Bochum war es fast am schlimmsten. Bochumer Schülerinnen und Schüler auf den Spuren des jüdischen Zwangsarbeiters Rolf Abrahamsohn“ (Stadtarchiv Bochum und Hauptschule Wattenscheid-Mitte 2002) präsentiert und Dr. Wölk eröffnete die Diskussionrunde mit der Frage „Wie kommen wir nun ohne Zeitzeugen klar?“. Die Diskussionsteilnehmer*innen gaben daraufhin persönliche Einblicke in Ihre Arbeit und Ihr Wirken.

Rudolf Tschirbs, ehemaliger Geschichtslehrer an der Goethe-Schule in Bochum, hob die Bedeutung der Zeitzeugen-Begegnungen mit seinen Schüler*innen hervor und berichtete von seinem gelungenen Schüleraustausch-Programm, das generationenübergreifenden, persönlichen Austausch ermöglicht hat.

Céline Spieker, Geschichtslehrerin an der Mont-Cenis-Gesamtschule Herne, berichtete von dem 14-tägigen Lehrerfortbildungsprojekt „Erziehung nach Ausschwitz“ der International School for Holocaust Studies in Yad Vashem, Jerusalem (gefördert vom Ministerium für Schule und Bildung des Landes Nordrhein-Westfalen) und von dem Übergang zur Arbeit ohne Zeitzeugen durch den Ansatz „Make the person live“, bei dem individuelle Biografien anhand von Ego-Dokumenten, dem Thematisieren der Orte des persönlichen Lebensweges, sowie dem Besuch von Gedenkstätten lebendig werden, wodurch bei den Schüler*innen die Teilhabe an der Erinnerungskultur gefördert wird.

Sarah Hüttenberend, Gründerin und Geschäftsführerin bei ZWEITZEUGEN e.V., Wuppertal, beleuchtete, was sich hinter dem Konzept von Zweitzeugen verbirgt. Der Verein hat es sich zur Aufgabe gemacht, persönliche Lebensgeschichten von Holocaust-Überlebenden zu veröffentlichen und nachfolgende Generationen zu ermutigen, die Lebensgeschichten der Zeitzeugen zu erzählen und damit zur Erinnerungskultur beizutragen. Den Grundgedanken dahinter verdeutlichte Frau Hüttenberend mit einem Zitat von Elie Wiesel (Friedensnobelpreisträger und Überlebender der Shoa):

„Jeder, der heute einem Zeugen zuhört, wird selbst zum Zeugen werden.“

Maria Jäger, Sozialwissenschaftlerin und Promotionsstudentin an der Ruhr-Universität Bochum, stellte ihr Dissertationsprojekt vor, in dem es um die Kinder-Transporte nach Großbritannien (1938 und 1939) geht. Sie beschäftigt sich mit den Auswirkungen der Erfahrungen der ersten Generation auf die zweite, der intergenerationalen Weitergabe von Traumata.

Konstantin Bühler, Ensemblemitglied Schauspielhaus Bochum, setzte sich mit der Frage auseinander, was ein*e Künstler*in bewirken kann und wie ein*e Künstler*in die Arbeit von Historiker*innen unterstützen kann. In seinen Zuhörer*innen und Zuschauer*innen möchte er Emotionen wecken.

Anschließend öffnete sich die Diskussion dem Plenum und es begann ein reger Erfahrungsaustausch unter den anwesenden Lehrkräften und den Diskussionsteilnehmer*innen auf dem Podium. Die Podiumsdiskussion „Das Verschwinden der Zeitzeugen und die Folgen für die Gedenk- und Erinnerungskultur“ war eine informative Veranstaltung, die allen Teilnehmer*innen wichtige Einblicke und interessante Impulse für die Bildungsarbeit und Erinnerungskultur gegeben hat.